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Alter der Frau und Fruchtbarkeit

Dass die Fruchtbarkeit der Frau ab 30 Jahren abzunehmen beginnt, mit durchschnittlich 37 Jahren einen scharfen Knick nach unten erfährt und nach 42 Jahren praktisch aufgehoben ist, ist immer noch zu wenig bekannt. Auch der Zyklus wird gegen vierzig kürzer und später unregelmässig. Diese biologischen Vorgänge hängen mit dem Eizellvorrat der Eierstöcke zusammen, der bei Geburt mehrere 100'000 beträgt, aber relativ rasch abnimmt. Im Gegensatz zu den Samenzellen des Mannes wird der Eizellvorrat nicht durch Zellteilung regeneriert. Mit durchschnittlich 51 Jahren hören die Menstruationen ganz auf (Menopause).

 

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Oben: Empfängnischancen im natürlichen Zyklus bei Paaren ohne Fruchtbarkeitsprobleme. Der Mensch ist das ganze Jahr hindurch fruchtbar, aber selbst in jungen Jahren mit nicht allzu grosser Effizienz - die meisten gebildeten Embryonen nisten sich auch im natürlichen Umfeld nicht ein.

 

Parallel dazu nimmt in unserem Reagenzglas der Anteil genetisch normaler Embryonen (grün in der oberen Grafik) ab, ebenso die Zahl verfügbarer Eizellen pro Behandlungsversuch. Mit Präimplantationsdiagnostik vermeidet man zwar, chancenlose Embryonen einzusetzen, aber löst das Problem der biologischen Uhr nicht nachhaltig. Besser ist, früher Kinder zu haben!

 


Etwas Nostalgie muss sein (oben) - meine alten Grafiken von 2004 (nach der Publikation von D. Nikolaou und A. Templeton in Human Reproduction 18:1137,2003) sind weiterhin aktuell. Die Altersangaben sind Durchschnittswerte - man schätzt, dass jede zehnte Frau bereits früher, nämlich mit 45 Jahren, in die Menopause kommt (rechtes Bild). Da der zeitliche Abstand zwischen Fruchtbarkeitsknick und Menopause mit ca. 13 Jahren ziemlich konstant ist (und teilweise vererbt wird), wird es für diese Frauen bereits ab 32 höchste Zeit, wenn sie noch Kinder haben wollen!

 

Wir haben noch zuwenig Instrumente zur Früherkennung jener Frauen, deren Fruchtbarkeit bereits Anfang Dreissig in eine kritische Phase kommt. Die Bestimmung des Hormons AMH und die Zählung der sogenannten antralen Follikel beim Ultraschall durch die Scheide erlauben eine erste Einschätzung, und es ist sinnvoll, dies mit 30 Jahren im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung vorzunehmen. Immerhin kennen wir Risikofaktoren:

 

Risikofaktoren für vorzeitige Alterung der Eierstöcke

  • Rauchen (vermindert Durchblutung aller Organe)
  • Endometriose und Unterleibsentzündungen (zerstören Eierstockgewebe)
  • Frühe Wechseljahre in der Familie
  • Chirurgische Eingriffe, Radio- und Chemotherapie bei bösartigen Tumoren

 

Konsequenzen

  • Berufliche Karriere und Kinderwunsch sorgfältig gegeneinander abwägen.
  • Frauen über 35 dürfen keine Zeit verlieren! Sie sollen bereits nach ca. sechs Monaten vergeblichen "Probierens" spezialärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

 

Assistierte Fortpflanzung wie IVF löst NICHT das Problem von gealterten und/oder zu wenigen Eizellen!